Um die Schritte im Ablauf bei einem Verdachtsfall zu veranschaulichen, wird hier mit einem fiktiven Beispiel gearbeitet. Aber jeder Vorfall ist anders und komplex, deshalb dient dieses Beispiel nicht dazu, daraus das eigene Handeln abzuleiten.
Eine Mitarbeiterin beobachtet, dass ein Jugendmitarbeiter sehr häufig mit den Jungen aus der Jugendgruppe rangelt und Kämpfe veranstaltet. Er achtet zwar darauf, dass Regeln eingehalten werden, sich z. B. keiner verletzt. Aber er ist häufig derjenige, der sich von den Jungen in den „Schwitzkasten“ nehmen lässt, die Jungen dürfen auf ihm liegen und ihn kitzeln.
Die Mitarbeiterin findet es wichtig, dass Jungen männliche Ansprechpartner und Vorbilder haben. Aber ihr kommt das Verhalten dennoch komisch vor, sie hat das Gefühl, dass ihr Kollege es übertreibt mit den Rangeleien. Sie will den Kollegen nicht „anschwärzen“, dennoch teilt sie ihr Unbehagen der Einrichtungsleitung mit.
Dieser konstruierte Fall soll verdeutlichen, dass es häufig keine klare Deutung des Verhaltens gibt. Möglicherweise greift die Einrichtungsleitung den Vorfall auf, um zu thematisieren, was Grenzverletzungen sein können und wie man damit umgeht.
Wichtig wäre auch, Kindern zu vermitteln, dass sie das Recht haben, zu sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie sich damit unwohl fühlen. So wie in den Schulungen zur Prävention vor sexualisierter Gewalt geht es um Fragen der Sensibilisierung und Haltung: wenn jemand nicht mitmachen will, wird er oder sie z. B. nicht als „Spielverderber“ abgetan.
Bei Unsicherheiten oder für eine weitere Klärung stehen die Vertrauenspersonen zur Verfügung.
Sollte sich aber aufgrund von Beobachtungen und weiteren Vorfällen ein Verdacht herauskristallisieren, informiert die Einrichtungsleitung ihre*n Presbyteriumsvorsitzende*n. Das Presbyterium überträgt den Fall an den Superintendenten.
Präventionsteam: Sensibilisierung
Das Präventionsteam besteht aus zwei Hauptamtlichen, das die Schulungen für alle Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in den Gemeinden und Einrichtungen durchführt. Kernpunkt ist hierbei, eine Kultur der Achtsamkeit zu entwickeln; es geht nicht nur darum, den Ablauf formal zu kennen.
Es gibt drei unterschiedliche Schulungsformate (Basis, Intensiv und Leitung). Die Inhalte und die Zielgruppen der einzelnen Fortbildungsmodule unterscheiden sich je nach Einsatzort und Verantwortungsbereich. Genaueres wissen Vorgesetzte oder Leitungen.
Basisschulung für alle haupt- neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Gemeinden / Einrichtungen ohne intensiven Kontakt zu Schutzbefohlenen.
https://www.febw-leverkusen.de/index.php?id=9&kathaupt=26%3B&suchesetzen=false%3B&kfs_stichwort_schlagwort=Basisschulung
Intensivschulung für alle haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden mit intensivem Kontakt zu Schutzbefohlenen.
https://www.febw-leverkusen.de/index.php?id=9&kathaupt=26%3B&suchesetzen=false%3B&kfs_stichwort_schlagwort=Intensivschulung
Leitungsschulung für alle Menschen, die innerhalb der kirchlichen Strukturen eine leitende Tätigkeit haben (Presbyteriumsmitglieder, Abteilungsleiter:innen, etc.).
https://www.febw-leverkusen.de/index.php?id=9&kathaupt=26%3B&suchesetzen=false%3B&kfs_stichwort_schlagwort=Leitungsschulung
Vertrauenspersonen: Lotsenfunktion
Die Vertrauenspersonen sind Ansprechpersonen für Betroffene und Ratsuchende. Sie haben Kenntnisse um die Verfahrenswege, Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen. Sie nehmen die Erstmeldung von Verdachtsfällen auf und geben diese, entsprechend ihrer Lotsenfunktion, weiter bzw. klären über das weitere Vorgehen auf. Im Bedarfsfall unterstützen sie Betroffene bei der ersten Kontaktaufnahme mit der landeskirchlichen Ansprechstelle. In begründeten Verdachtsfällen geben sie Meldungen an die Meldestelle der EKiR weiter.
Der Zuständigkeitsbereich der Vertrauenspersonen erstreckt sich auf den Kirchenkreis Leverkusen einschließlich seiner Referate und Werke sowie Kirchengemeinden.
Vertrauenspersonen des Kirchenkreises Leverkusen
Veronika Kuffner
(Diakonin, Diplom Sozialarbeiterin, Lösungsorientierte Coach,
Deesklationstrainerin, Geschäftsführerin und Leiterin des Jugendwerks)
Auf dem Schulberg 8
51399 Burscheid
Telefon 02174 8966-142
E-Mail veronika.kuffnerkirche-leverkusen.de
Martin Ohlendorf
Diakonisches Werk
Fachbereich Kinder und Jugend I
Abteilungsleitung
Pfarrer-Schmitz-Str. 9
51373 Leverkusen
Telefon: 0214 382724
Telefax: 0214 382723
Mobil: 0163 7370824
E-Mail: martin.ohlendorfdiakonie-leverkusen.de
Alle Mitarbeitenden können sich auch jederzeit zur Einschätzung eines Verdachts von der Ansprechstelle vertraulich beraten zu lassen.
Claudia Paul
Ansprechstelle im Umgang mit Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung
Hans-Böckler-Straße 7
40476 Düsseldorf
Tel.: 0211 45 62 391
Mobil: 01749189311
E-Mail: claudia.paulekir.de
Außerdem wurde die Zentrale Anlaufstelle.help einrichtet. Sie richtet sich ebenfalls an Betroffene, ihre Angehörigen und Bekannten, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende sowie Zeugen und Zeuginnen von sexualisierter Gewalt innerhalb der evangelischen Kirche oder der Diakonie. Dieses Unterstützungsangebot wird von einer unabhängigen Fachberatungsstelle durchgeführt.
Synodales Interventionsteam: Analyse und Aufarbeitung
Das Interventionsteam versteht sich als beratende und unterstützende Gruppe in Verdachtsfällen oder Fällen von sexualisierter Gewalt. Es ist entsprechend einer solchen Situation mit dem weiteren Verfahren zu betrauen. Es tritt zusammen unter Einbeziehung von internen und ggf. externen Fachkräften, um Vorfälle zu analysieren und aufzuarbeiten.
Dem synodalen Interventionsteam gehören folgende Vertretende qua Amt an:
Individuell hinzugezogene und zu beteiligende Personen bei entsprechenden Verdachtsfällen sind:
Schutzkonzept
Alle Menschen haben ein Recht auf Schutz vor allen Formen sexualisierter Gewalt innerhalb des Kirchenkreises Leverkusen, seinen Einrichtungen und Werken. Sexuelle Übergriffe durch Erwachsene, ältere Jugendliche oder durch Gleichaltrige können zu großem Leid führen, die Folgen belasten nicht selten ein Leben lang. Gegenüber Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen stehen wir in einer besonderen Verantwortung.
Wir wollen die Kommunikation über sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene erleichtern. Verharmlosung, Wegschauen, mangelnde Vorstellungskraft sowie mangelnde Transparenz müssen endgültig überwunden werden. Gemeinsam wollen wir eine noch stärkere Sensibilisierung für das Thema und die vielfältigen Gefahrenlagen erreichen.
Wir verstehen uns als aktiv und aufmerksam, offen und verantwortlich indem wir den Schutz von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen priorisieren. Wir sind entschlossen und ohne jegliche Scheu vor Konsequenzen, aktiv gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen.