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Was Menschen zusammenhält - Pfingstempfang des Kirchenkreises Leverkusen

Autorin Verena Carl

"Anders wird gut": Autorin Verena Carl berichtet von positiven Beispielen für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Fast täglich gibt es Angriffe auf Politiker*innen, der Ton in den sozialen Medien verschärft sich. Gesellschaftliche Veränderungen sind vielfältig und schnell; Vertrauen bröckelt und Unsicherheiten wachsen.

  • Welche Faktoren stärken in dieser Situation den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft?
  • Wie kann es gelingen, unser Miteinander inklusiv und vielfältig zu gestalten ohne in Vereinzelung zu geraten?

 

Beim Pfingstempfang des Kirchenkreises Leverkusen teilte die Journalistin und Autorin Verena Carl Einblicke, die sie auf ihrer 5000 Kilometer langen Reise durch Deutschland eingefangen hat. Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung begab sie sich auf Spurensuche zu Menschen, die Themen wie politische Beteiligung, Ehrenamt und Institutionenvertrauen neu denken und damit den sozialen Zusammenhalt stärken.

In seiner Begrüßung wies Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten vor den Gästen aus Verwaltung und Politik der kommunalen Ebene aus der gesamten Region des Kirchenkreises Leverkusen darauf hin, dass Zusammenhalt nicht den „monolithischen Zusammenschluss derjenigen bedeutet, die schon immer Gleichen“, sondern sich in der Beziehungsstärkung der Verschiedenen und empathischen Offenheit für Unvertrautes zeige. „Als evangelische Kirche sind wir bereit, uns in den Diskurs und die Gestaltung verantwortlich und aktiv einzubringen.“

Zum Einstieg ihres Impulsreferats erhob Verena Carl im Publikum ein Stimmungsbild, wie der Zusammenhalt im persönlichen Umfeld und in Deutschland insgesamt wahrgenommen werde. Die Ergebnisse deckten sie mit den wissenschaftlichen Erhebungen: während der Zusammenhalt im Nahbereich eher positiv bewertet wird, sehen viele den Zusammenhalt in Deutschland insgesamt als bedroht an.

Als wichtigen Faktor, krisenhaften Situationen zu begegnen identifiziert Verena Carl „Zugehörigkeit“, die sich allerdings aus unterschiedlichen Quellen speist.

Zwei Männer in einer niedersächsischen Kleinstadt, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen mit dem Ort identifizieren: der eine, weil er als Schützenkönig eine Uniform trägt, wie sie schon sein Urgroßvater aus demselben Ort trug, der andere, weil er Teil eines Bio-Bauprojektes ist, in dem Menschen mit alternativen Lebensentwürfen zusammenkommen.

Eine Gruppe von engagierten Frauen, die auf einem sächsischen Dorf ein nicht-kommerzielles Dorfcafé gegründet haben und täglich darum ringen, wie man trotz politischer Gräben beim gemeinsamen Tun noch einen Gesprächskanal offen hält.

Die Mutter eines der Opfer des rechtsextremistischen Anschlages in Hanau vom 19. Februar 2020, die heute eine Bildungsinitiative gegen Rassismus leitet und sagt: Ohne Vertrauen in meinen Mitmenschen könnte ich diese Arbeit gar nicht machen.

Es sind kleine Ansätze, die zeigen, dass sozialer Zusammenhalt möglich ist, auch wenn nicht alle einer Meinung sind. Da gelte es, die Spannungen auszuhalten, „wie in einer Familie. Der Onkel, der respektlose Dinge äußert, wird trotzdem zur silbernen Hochzeit eingeladen.“

Verena Carl plädiert dafür, ins aktive Tun einzusteigen, mit Ideen, wie es weitergehen könnte und nicht passiv abzuwarten. „Auch in Zukunft werden wir gesellschaftliche Debatten führen und Kompromisse finden müssen. Zusammenhalt ist das Band, das trotz gegenläufiger Interessen, Bedürfnissen und Positionen zu einer Einheit führt.“

Eine Kernfrage auf die riesigen Herausforderungen lautet: Ist die Zukunft unsicher oder ungewiss? Ist die Reaktion auf Unsicherheit ein „Einmauern in Gewissheiten“, so lautet die Reaktion auf Ungewissheit „es ist nicht klar, wie es wird, aber vielleicht wird es gut“.

 

Weitere Infos zum Buch: Anders wird gut
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/gesellschaftlicher-zusammenhalt/projektnachrichten/anders-wird-gut-berichte-aus-der-zukunft-des-gesellschaftlichen-zusammenhalts#detail-content-240590-3