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Pfingstempfang des Kirchenkreises Leverkusen mit Präses Latzel

Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, hat beim Pfingstempfang des Kirchenkreises im Haus der Kircher (Burscheid) ein Impulsreferat zum Thema: „Gemeinsam Verantwortung tragen“ gehalten.

Der Kirchenkreis Leverkusen hatte zum Austausch eingeladen: Kooperationspartner, Multiplikatoren und Ansprechpartner aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik der kommunalen Ebene aus Burscheid, Leichlingen, Leverkusen, Langenfeld und Monheim – also aus der gesamten Region des Kirchenkreises. Auch viele Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Vorsitzende der Presbyterien und Mitglieder der Kreissynode nahmen teil, um zu Perspektiven im Hinblick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt ins Gespräch zu kommen.

In seiner Begrüßung skizzierte der Superintendent des Kirchenkreises Leverkusen, Bernd-Ekkehart Scholten, die Situation der Kirche – konfrontiert mit Mitgliederverlust und Abbrüchen, gleichzeitig aber auch Vermittlerin zwischen Einzelnen und Gesellschaft, gut vernetzt, einladend, kommunikativ und spirituell. Im Kirchenkreis Leverkusen sind rund 60 000 Menschen evangelische Christen und gestalten das Leben in den elf Kirchengemeinden vor Ort in aller Vielschichtigkeit.

Kirche übernimmt Verantwortung für unsere Welt

Präses Thorsten Latzel repräsentiert als „Vorsitzender“ der rheinischen Landeskirche rund 2,2 Millionen Christen. „Zur politischen und gesellschaftlichen Verantwortung der Kirche“ sagte Latzel, dass Kirche oft als eine Art zentrale moralische Institution gesehen werde, die sich für Schwache, Arme und Hilfsbedürftige einsetze.
Doch Kirche sei nicht einfach  nur „nützlich“, „sondern sie verantwortet Gott vor den Menschen“, so Latzel. Und „gerade wenn wir als  Kirche von Gott reden, übernehmen wir Verantwortung für unsere Welt.“
Ein zentraler Beitrag zur Gesellschaft wie zur Politik zeige sich im Umgang mit Fehlern – nach dem Motto: „Irren ist menschlich. Irren dürfen ist evangelisch.“
Die Paradoxie dieser Zeit bringe es mit sich, dass die Wahrscheinlichkeit von Irrtümern in der sich rasant verändernden Lebenswelt steige, während die Toleranz sinke, Fehler zu akzeptieren – insbesondere gegenüber Personen, die Leitungsverantwortung innehaben.
„Leiten heißt, den Mut zu haben, Fehler zu machen und damit umgehen zu können“, folgerte der Präses. Die theologische Lesart ist tröstlich: Gott liebt uns als fehlerhafte Menschen. Das sollte uns gnädig machen im Umgang mit anderen.

Deshalb sei es für Kirche auch grundlegend, sich mit allen Menschen an einen Tisch zu setzen: „Christsein heißt geradezu, mit anderen essen zu können.“ Weil Jesus es selbst so gelebt hat: „Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“ Und das sei dann so wie in der Kantine: es verändert den Umgang und wie man übereinander redet. „Miteinander essen übt im kommunikativen Anstand“, sagte Latzel.

Den Geist der Hoffnung entflammen

Der Präses unterstrich, dass Kirche nicht Politik mache, sondern sie ermögliche und kritisch begleite, im Sinne einer „fördernden Neutralität“. Deshalb sei die Trennung von Kirche und Staat wichtig. Gleichzeitig sorge Kirche mit heilsamen, handlungsleitenden Visionen dafür, dass wir unseren Herzen eine Richtung geben können, etwa mit Visionen von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Mit Blick auf Krieg und Klimakrise sei hier Hoffnung als innere Trotzkraft der Seele essentiell:
„Die Hoffnung sagt: Es wird gut werden. Die Welt kann, darf und wird nicht so bleiben wie sie ist. Weil Gott dem entgegensteht. Und das verändert die, die daran glauben. Es schafft einen neuen Blick auf die Wirklichkeit.“

Das sei die Botschaft zum Pfingstfest: der Geist der Hoffnung, die ansteckt, mit Begeisterung, feurigem Lebensmut und Verständnis füreinander. „Dieser Geist Gottes ist es, den wir politisch und gesellschaftlich beizutragen haben“; schloss Latzel seinen Vortrag.