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Nachruf auf Pfarrer Manfred Werner

„Ihr Lieben, vor allem müssen wir doch Gemeinschaft halten und aufeinander aufpassen." Das hat Pfarrer Werner oft am Schluss, vor dem Segen, in die Runde gerufen, wenn wir gemeinsam mit dem ärztlichen Direktor die Gesprächsabende in der Rehaklinik Roderbirken gestalteten.

Er hat leidenschaftlich, anderen Mut zum Leben gemacht – in Roderbirken vor allem Menschen, die sich von einem Herzinfarkt oder einer schweren Operation erholten.
Als er nach der Wende als Pfarrer im Ruhestand ins Rheinland kam, engagierte er sich ehrenamtlich in der Krankenhausseelsorge mit vielen Besuchen, mit „Musik und guten Worten am Sonntag“, mit dem Gottesdienst mit Bläsern an Heiligabend und eben dem Gesprächsabend, zu dem immer viele Patientinnen und Patienten zusammenkamen. 30 Jahre war er unermüdlich und unerschütterlich glaubensfroh Seelsorger in der Rehaklinik – gerade auch für die Mitarbeitenden.
Gerne erzählte er davon, woher er sein festes Gottvertrauen nahm. Ihm wurde aufgrund einer Kinderlähmung vorhergesagt, dass er kaum ein selbständiges Leben werde führen können. Es kam anders. Manfred Werner führte sogar ein Leben gegen viele Widerstände. Sein Vater war Schokoladenfabrikant, er selbst studierte in der jungen DDR Theologie. Als Fabrikantensohn und Theologe war er im Sozialismus nicht wohlgelitten.
Seine Erfahrungen als Jugendpfarrer in einer antikirchlichen Gesellschaft haben ihn geprägt, und zu vielen seiner ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden hatte er Kontakt bis ins hohe Alter. Er kannte viele, die dem Staat nicht linientreu genug waren und im Gefängnis landeten. Er stand Menschen bei und erlebte es als ein Geschenk, in so einer schwierigen Zeit als Pfarrer wirken zu können.
Der Mauerfall hat ihn sehr bewegt und auch die damit verbundene Reisefreiheit. Für alles, was ihm geschehen war, war er von Herzen dankbar. Im letzten Jahr, als seine Kräfte deutlich abnahmen, meinte er, „nun seien andere dran“.
Manfred Werner war auf seinen Tod vorbereitet, denn er wusste sich bei Gott gut aufgehoben. Nun ist er am 28. Februar mit fast 90 Jahren gestorben.

Pfarrerin Annette Zerbe
Krankenhausseelsorgerin im Klinikum Leverkusen und in der Rehaklinik Roderbirken