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50 Jahre regionaler Dienst für die weltweite Ökumene

Freut sich auch weiterhin auf Projekte für die weltweite Ökumene in Solingen: Pfarrer Matthias Schmid.

Vor 50 Jahren wurde in der Ev. Kirche im Rheinland der regionale Dienst für die internationale ökumenische Arbeit in Gemeinden und Kirchenkreisen gestartet. Ökumenepfarrer Matthias Schmid berichtet über den Kern der Aufgabe und aktuelle Veränderungen.

Herr Schmid, ein halbes Jahrhundert Rheinischer Dienst für Internationale Ökumene: Was ist der Kern Ihrer Arbeit?
 

Matthias Schmid: Die Kirche in ökumenischer Weite zu sehen: Das ist der Kern unserer Arbeit. Und das bedeutet konkret: Wir pflegen gemeinsam mit Gemeinden und Kirchenkreisen ökumenische Partnerschaften in der ganzen Welt. Aus diesen Beziehungen heraus wächst die zweite Säule unserer Arbeit: Wir stellen die Frage nach unserer gemeinsamen Verantwortung. Denn den großen Fragen nach Gerechtigkeit, Frieden und der Bewahrung der Schöpfung müssen wir uns gemeinsam stellen – als Christen aus den vielen verschiedenen Teilen dieser Welt.

Wo trifft diese Arbeit denn auf den Gemeindealltag?
 

In der Region „Bergisches Land“, zu der außer der Kirchenkreis Leverkusen sechs weitere Kirchenkreise gehören, unterstützen wir beispielweise die internationalen Partnerschaften. Wir entwickeln miteinander neue Formate und entwickeln neue Kontakte, pflegen aber auch bestehende Freundschaften und wollen so die internationale Dimension unseres Glaubens erfahrbar machen. Im Kirchenkreis Leverkusen zum Beispiel unterstütze ich den Freundeskreis Lukajange, der die Partnerschaft mit der Evangelisch Lutherischen Kirche in Tansania gestaltet. Und auch in dem zweiten Arbeitsbereich sitzen die Gemeinden mit Boot: Beispielsweise durch den Fachausschuss Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und das Aktionsjahr „eine Welt, die lebt“ werden Themen der Ökumene (Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung) in Gemeinden und die Zivilgesellschaft hineingetragen und Kampagnen durchgeführt. Dies geschieht in der Erwachsenenbildung, Konfirmandenarbeit, Gottesdiensten und großen Veranstaltungen und Aktionen.

An welche Kampagnen denken Sie mit Blick auf das Bergische Land?
 

Das gab es beispielsweise vor kurzem die Kampagne für Impfgerechtigkeit. Die Forderung nach gerechten Zugangsmöglichkeiten zu Corona-Impfstoffen ist ein wichtiges Thema der internationalen Ökumene. Hierzu haben wir informiert und dazu angeregt auch durch Beschlussfassung der Kreissynode ein öffentliches Statement zu geben. Ein anderes Projekt dreht sich darum, das Thema „Sicherheit“ neu zu denken. „Sicherheit neu denken“ will den Horizont für die künftige Sicherheitspolitik in dieser Welt erweitern und das Thema zivile Sicherheitspolitik in den Blick nehmen. Hierzu werden Gemeinden angefragt und angeregt Veranstaltungen anzubieten. Große Themen der internationalen Ökumene werden damit lokal. Der Krieg in der Ukraine hat uns alle nun um ein großes Stück des Weges zurückgeworfen. Er stellt Vieles in Frage. Wir werden sehen, mit welchen Auswirkungen wir dann umgehen müssen.

Pünktlich zum Jubiläum hat die Landeskirche den RIO aufgelöst. Der Dienst ist nun ein Teil der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal. Warum?
 

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat mit der VEM einen Akteur in ihrer Nähe, der im internationalen Kontext sehr aktiv ist. Mit der Auflösung des Dienstes und der Neuordnung, soll diese Verknüpfung gestärkt werden. Gleichzeitig ist das natürlich auch eine Frage der Finanzierung: Die Kirchenleitung hat sich die Frage gestellt, wie ökumenische Arbeit in der Region für die Zukunft gesichert werden kann und die Arbeit dann ausgegliedert.

Was bedeutet das für die Zukunft?
 

Die VEM denkt noch konsequenter international. Davon kann auch die Arbeit der regionalen internationalen Ökumene profitieren. Das könnte dann zum Beispiel bedeuten, dass wir bei Friedensfragen sehr stark die Perspektive Betroffener einbeziehen und erfolgreiche Modelle des Friedensdienstes bsw. in Tansania zu Wort kommen lassen. Das könnte auch die Partnerschaftsarbeit ansich betreffen: Wir denken diese Partnerschaften dann noch konsequenter international.

Wird denn die Region „Bergisch Land“ und damit auch der Kirchenkreis Leverkusen Folgen der Neuordnung spüren?
 

Das ist die große Herausforderung: Bisher waren wir automatisch mit kirchlichen Strukturen vernetzt. Wir waren zum Beispiel in Ausschüsse eingebunden. Die ist jetzt nicht mehr automatisch gegeben. Auch den Regionalrat mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchenkreise gibt es in dieser Form nicht mehr. Wir werden also neue Lösungen finden müssen: Unser Wunsch ist es, dass die Kreissynodalvorstände der Kirchenkreise Personen auf regionaler Ebene benennen, die sich für das Thema stark machen wollen. Das Ehrenamt ist also gefragt Diese Ehrenamtlichen könnten dann Teil einer neu zu gründenden Regionalgruppe (regional group) werden. Diese Gruppe soll dann aber auch offen sein für all diejenigen, die sich in diesem Bereich engagieren wollen. Auch projektweise. Ich bin jedenfalls weiterhin in den Kirchenkreisen unterwegs und freue mich auf die Begegnungen mit ökumenisch Aktiven und Interessierten auch im Kirchenkreis Leverkusen.
 

Das Gespräch mit Pfarrer Matthias Schmid führte Theresa Demski.