Die 123. ordentliche Synode des Kirchenkreises Leverkusen tagte am vergangenen Wochenende (14./15.06.2024) in der Hoffnungskirche in Rheindorf. Die Kreissynode ist das oberste Leitungsgremium des Kirchenkreises. Mitglieder sind die Pfarrerinnen und Pfarrer, gewählte Presbyterinnen und Presbyter aller Kirchengemeinden in den Städten Burscheid, Langenfeld, Leichlingen, Leverkusen und Monheim, die Funktionspfarrerinnen und -pfarrer sowie berufene und beratende Mitglieder.
Rund 80 Synodale und Gäste haben an den Beratungen teilgenommen. Die Synodalen befassten sich neben Wahlen der Delegierten zur Landessynode, Synodalbeauftragungen sowie Bestimmung der Vertreterinnen und Vertreter für die neue Verbandsvertretung des Verwaltungsverbands Lennep-Leverkusen mit den Themen
- Besuch aus dem Partnerkirchenkreis Lukajange/Tansania
- Finanzsituation des Kirchenkreises Leverkusen und der Kirchengemeinden
- Christliche Identität
Delegation Tansania
Vom 07. bis 27. Juni ist eine sechsköpfige Delegation des Partnerkirchenkreises Lukajange/Tansania zu Besuch im Kirchenkreis Leverkusen. Im Rahmen der Partnerschaft finden seit 1985 regelmäßig Begegnungsbesuche statt. Die Besuche vertiefen die Freundschaft und das Verständnis für den Anderen. Alle vier Jahre reist eine Delegation nach Lukajange, ebenso besucht alle vier Jahre im Wechsel eine Delegation Kirchengemeinden im Kirchenkreis Leverkusen. Sowohl die Leverkusener Gäste in Karagwe als auch die tansanischen Gäste im Kirchenkreis Leverkusen werden privat in Familien untergebracht.
Auf dem Programm stehen Besuche von Kita, Altenzentrum und Flüchtlingsheim, das Kennenlernen von Pfarrkolleginnen und -kollegen und verschiedene Angebote wie das „Café Welt“ in Wiesdorf oder das Nähprojekt „Roter Faden“ des Diakonischen Werks. Natürlich gibt es auch Raum für Ausflüge wie etwa zum Schokoladenmuseum in Köln oder der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal.
Dean Yared Wakami, Superintendent in Lukajange, hielt die Predigt im Eröffnungsgottesdienst der Synode. Er rief zu Einigkeit und Teamgeist im Leben der Kirche auf. Die Kollekte des Gottesdienstes in Höhe von 537,28 Euro ist bestimmt für ein Baumpflanzungsprojekt in Tansania. Verbunden mit dem Aufforstungsprojekt soll eine nachhaltige Lebensgrundlage geschaffen werden.
Finanzen des Kirchenkreises und der Kirchengemeinden
Eine Hauptfrage ist, wie Kirchengemeinden und Angebote des Kirchenkreises auch bei geringeren finanziellen und personellen Möglichkeiten attraktiv und einladend gestaltet werden können. Derzeit muss die evangelische Kirche mit einer deutlichen realen Verminderung der Kirchensteuern umgehen. So korrigierte die Landessynode die prognostizierten Kirchensteuereinnahmen für das Jahr 2024 um zehn Prozent nach unten. Das wirkt sich entsprechend in den Kirchenkreisen und -gemeinden aus.
Da sich die Problemlage in fast allen Kirchenkreisen ähnlich gestaltet, ist ein Ausgleich innerhalb der Solidargemeinschaft nicht zu erwarten. Damit bis 2027 ein ausgeglichener Haushalt erreicht wird, hat der Kirchenkreis Leverkusen das Einsparziel von 400.000 Euro beschlossen.
Um bei den Entscheidungen zur Konsolidierung zu unterstützen, wird den Gremien ein Programm der Beratungsfirma Moschinski Consult, die auf kirchliche Organisationen spezialisiert ist, zur Verfügung gestellt. So können sie nachvollziehen, wie sich ihre Entscheidungen auswirken werden. Beispielsweise stellt das Programm langfristige Auswirkungen dar, wenn die Entscheidung ansteht, eine Immobilie abzugeben oder in einem Arbeitsfeld mit anderen zusammenzuwirken. Aufwand und Ertrag werden mit konkreten Zahlen hinterlegt und dienen als Entscheidungshilfe. Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten unterstrich die Dringlichkeit: „Wir werden Entscheidungen treffen müssen. “
Christliche Identität in den Veränderungen
Die evangelische Kirche befindet sich in vielfältigen Veränderungsprozessen. Ob Druck von außen (Finanzkrise und Relevanzverlust, Rückgang von Religiosität und Kirchenbindung, hohe Austrittszahlen) mit Anpassungsnotwendigkeiten oder neue lebendige Angebote von Kirchengemeinden… es ist viel in Bewegung. Nun soll entschieden werden, wie Strukturen effizienter gestaltet werden, wo gespart wird. In all der Bewegung kann Orientierung und Halt verloren gehen. Doch was hält uns?
Die Leitthese im Impulsreferat von Martina Espelöer, Superintendentin des Kirchenkreises Iserlohn, lautet: „Halt schafft Haltung und führt zu einem guten Verhalten.“ Christliche Identität mache sich fest an dem Wertekontext kirchlicher Institution und bezieht sich auf Barmherzigkeit, Vergebung, Glaube, Liebe und Hoffnung. „Dieser Vorgang ist nicht statisch, sondern ein lebenslanger Prozess des Wachsens und Reifens durch Erfolg oder Scheitern.“
Sie verweist auf das Beispiel eines Bauernehepaars im Münsterland, das in der Nazizeit Juden auf ihrem Hof versteckt. Konfrontiert mit dem Vorwurf, das sei „Verrat“ erklärt der Bauer sein Handeln mit der Aussage: „weil wir katholisch sind.“ Diese Replik verbinde Identität, Moral, Werte und Mut - wie selbstverständlich.
„Wir wissen wozu und wohin, unsere Werte sind uns geschenkt“, so Espelöer. Durch die Taufe als äußeres Zeichen werde ein Mensch hineingenommen in die Liebe des dreieinigen Gottes. „In ihr wohnt das offene Geheimnis christlicher Identität, das in einem menschlichen Leben und in schwierigen Strukturfragen sichtbar werden kann.“
Und auch in den anstehenden Transformationsprozessen spielen die Werte und Normen eine entscheidende Rolle. „Eine Verständigung über das, was unserem Glauben und Handeln zugrunde liegt, wird sich stärkend auswirken und Wege aufzeigen.“
In acht Arbeitsgruppen tauschten die Synodalen sich im Anschluss an den Impuls darüber aus, was für sie persönlich Kirche ausmacht und wie Transformation gelingen kann. In allen Gemeinden existieren gelungene Beispiele für ein lebendiges Gemeindeleben: Gemeinschaft leben und erleben, Zusammengehörigkeit und Beziehungen gestalten, Glauben erfahrbar machen und anderen vorurteilsfrei begegnen – im Vertrauen auf Gott neue Wege gehen.